Als ich ein kleiner Junge war, habe ich oft meinem Vater und meinem Großvater zugeschaut, die in der Garage meines Elternhauses an Autos schraubten, Möbel restaurierten oder andere Arbeiten verrichteten, von denen ich nichts verstand. Das, was die Beiden da taten, war extrem wichtig, das verstand ich. Ich bewunderte Ihre Fähigkeiten, wirklich alles bauen oder reparieren zu können.
Mein Opa bewahrte in seiner Werkstatt Holzkisten gefüllt mit Schrauben, Stiften, Nippeln, Blechen und unzähligen kuriosen Kleinigkeiten auf, in denen er immer das passende Stück fand, wenn etwas Bestimmtes fehlte. Er besaß einen enormen Einfallsreichtum, der es Ihm erlaubte, eine Vielzahl unorthodoxer Lösungen für handwerkliche Aufgaben zu finden. So gab es praktisch nichts, was er nicht durch handfertiges Geschick hinbekommen hätte. Das hat mich nachhaltig geprägt.
Mein Vater fuhr mit seinen Freunden zum Zelten an den Nürburgring – so ging das seinerzeit los mit der Auto- und Campingbegeisterung bei uns in der Familie. Von Campingfahrzeugen und der Freiheit, die ein Roadtrip in einem Abenteuermobil mit sich bringt, träume ich schon mein ganzes Leben. Damals habe ich mit Lego Campervans und riesige Wohnmobile mit Slide-Outs und Heckgaragen konstruiert. Als Familie waren wir mit dem Zelt unterwegs und ich schielte neidisch herüber zu den Bullibesitzern. Als meine Mutter einen kleinen Caddy-Kastenwagen anschaffen wollte, war ich begeistert. So fertigte ich im Grundschulalter die ersten Skizzen an, um die Erwachsenen von meinem Campingumbau zu überzeugen. Mit der Volljährigkeit konnte ich meine Ideen dann endlich am eigenen Auto umsetzten. Ich baute Bett und Seitenschrank als Minimalausbau in einen 79er Datsun Kombi, den ich von meinem Vater übernommen hatte. Kurz darauf folgte ein gelber T3 der Deutschen Post, den ich während meiner Ausbildung zum Tischler umbaute. Seither sind viele Fahrzeuge gekommen und gegangen, die ich stets mit viel Leidenschaft für unsere Reisen modifiziert habe. Während meines Architekturstudiums begann ich, an allen Fahrzeugkomponenten zu planen und auch für Freunde und Bekannte individuelle Aus- und Umbauten zu realisieren.
So haben sich in den letzten Jahrzehnten eine Menge Erfahrung und ein Netzwerk mit vielen hilfreichen Kontakten angesammelt. Daraus ist die Idee zu diesem Projekt entstanden.
Für mich steht die Erhaltung der Handwerkskunst an oberster Stelle. Besonders mit unseren Reparaturen möchte ich ein Zeichen setzten gegen den Wegwerftrend unserer Zeit. Zu den allgegenwärtigen Nachhaltigkeitsdebatten lassen sich durch eine ausgeprägte Repairkultur hervorragende Beiträge leisten. Ich lade Dich ein, daran teilzuhaben.
Jelto Caplan, Münster 2017
Danke lieber Jelto,
toll geschrieben! MeinE Vorfahren waren leider alles andere als technikaffin, aber ich habe im zarten Alter von sechs Jahren schon mein Fahrrad repariert, später dann meine R4-Kastenwagen in Minicamper umgebaut und Schraube bis heute mit Freuden im Sinne der Nachhaltigkeit. Heute hat unser Volvo v70II von 2000 eine neue HU bekommen mit 350000km. Unser Bimobil werde ich dir bei Gelegenheit mal vorführen .
Herzlichst Uli Bärenfänger