Die Rostanfälligkeit der Mercedes-Transporter ist hinreichend bekannt. Als ich vor 6 Jahren unseren Sprinter kaufte, hatte ich davon absolut keine Ahnung. Zwangsläufig beschäftigte ich mich jedoch in den letzten Jahren mit dem Thema Korrosionsschutz. Der Lage Herr zu werden, ist bei einem komplett ausgebauten Fahrzeug jedoch im Nachhinein problematisch, wenn der Wagen nicht bereits im Rohzustand komplett behandelt wurde. Einige Hohlräume lassen sich durch die Einbauten von innen nicht mehr erreichen. Mein Fahrzeug ist durch den Vorbesitzer zwar mit einem Hohlraumwachs behandelt worden, aber es kommen immer wieder Bereiche zum Vorschein, die offenbar nicht erreicht worden sind. Konservierungsmittel können nur dann helfen, wenn sie auch in die entferntesten Stellen vordringen. Aus heutiger Sicht besonders ärgerlich ist ein Ereignis aus 2008: Die im Rahmen eines Versicherungsschadens komplett erneuerte Beifahrertür wurde von Mercedes im Bereich der Blechfalze an den Türkanten noch nicht mal wie gewöhnlich üblich mit Karosseriedichtmasse angeklebt. Ich war damals leider noch nicht auf dem heutigen Wissensstand und habe das Fahrzeug entgegengenommen, ohne darauf zu achten. Das Ergebnis nach nur 6 Jahren sieht heute erschreckend aus. Jetzt hilft nur noch rausschneiden und neue Bleche einschweißen. Schwer zugängliche Falze sollten vor dem Schweißen mit einem Primer eingestrichen werden und der dahinter liegende Hohlraum mit einer Hohlraumversiegelung mit guten Kriecheigenschaften behandelt werden.
Hier habe ich zunächst mechanisch den groben Rost entfernt, indem ich den Falz aufgebogen und sandgestrahlt habe. Danach kommt ein Roststopper (z.B. Fertan) zum Einsatz, der sich optimal in den Zwischenräumen verteilt (Innenverkleidung abgebaut und von oben in die Hohlräume geschüttet, bis es unten rausläuft). Fertan muss mit Wasser gründlich abgespült und getrocknet werden, bevor es mit einer Grundierung weitergehen kann. Es gibt auch Rostumwandler, die eine Grundierungsschicht “mitbringen” und bereits nach kurzer Zeit überlackiert werden können. Nach dem Aufbringen eines Grundierfüllers ist der Rost erstmal gestoppt und eine brauchbare Schutzschicht erstellt, bis ich die Zeit zum schweißen finde. Entrostungsaktionen sind meist sehr aufwändig und man erlebt beim Öffnen der betroffenen Bereiche immer wieder böse Überraschungen, weil der Rost in Hohlräumen oder unter Schutzanstrichen am Unterboden erst zum Vorschein kommt, wenn er sich großflächig ausgebreitet hat.
2012 habe ich unseren Sprinter im gesamten Schwellerbereich und an den Radläufen ringsherum entrostet. Dabei wurden an besonders schadhaften Stellen sowohl die inneren als auch die äußeren Bleche herausgeschnitten und durch Einschweißbleche ersetzt. bevor die Deckschicht lackiert wurde, ist ein Steinschlagschutz aufgebracht worden. Er bildet eine widerstandsfähige, elastische Schutzschicht und ist auch als Antidröhnmittel in Radkästen und Chassisböden geeignet.
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