Kennt Ihr den hier?
Kommt ein Mann zu Mercedes und sagt: “Ich hab `nen Sprinter ohne Rost.”
Im Winter 2015/ 2016 ist unser Sprinter mal wieder dran gewesen mit Korrosionsschutz. Unsere Roadtrips der letzten Jahre an der salzigen Meeresluft haben dem Blech stark zugesetzt. Ich habe mir den Vorderwagen von allen Seiten vorgenommen und mich auch um den Motorraum gekümmert, soweit dies möglich war ohne den Motor zu ziehen. Nach der Demontage erfolgte eine gründliche mechanische Entrostung mit sämtlichen zur Verfügung stehenden Werkzeugen, die sehr viel Zeit verschlungen hat. Auch neues Blech musste an einer Stelle eingesetzt werden.
Verwendet habe ich unter anderem:
Winkelschleifer mit verschiedenen Schleif- , Schrupp- und Trennscheiben
Druckluft-Stabschleifer mit Schleifstiften
Schweißwerkzeuge
Sandstrahlwerkzeug zur porentiefen Entrostung
Multitool mit Spachtelwerkzeug zur Entfernung von altem Unterbodenschutz
verschiedene Drahtbürstenaufsätze für Fahrwerksteile/ zur Entfernung von Unterbodenschutz
Druckbecherpistole mit Hohlraumsonde
Nach der mechanischen Entrostung erfolgt der Schutz vor neuer Korrosion. Die hierfür verwendeten Produkte werden je nach Schadensbild- und -Ort ausgesucht.
1. In Bereichen, auf denen der Rost aufgrund guter Erreichbarkeit restlos entfernt werden kann erfolgt ein Neuaufbau mit zwei Schichten Rostschutzgrundierung (ich verwende 2-K-Epoxi-Haftgrund) und anschließendem Decklack. Für die später nicht mehr sichtbaren Bereiche im Motorraum habe ich mir der Einfachheit halber das Mercedes-Arktisweiss als 1K-Kunstharzlack mischen lassen und mit dem Pinsel aufgetragen.
2. Falze und Blechüberlappungen, die wie in (1) beschrieben überlackiert, aber nicht aufgeschnitten oder herausgetrennt werden, lasse ich im Abstand von 2 Tagen mit Owatrol vollaufen. Überschüssiges Material auf angrenzenden entrosteten Bereichen wird aufgenommen, da das Öl auf sauberem Glattblech nicht besonders gut haftet. Nach der Fertigstellung des Lackaufbaus werden insbesondere Blechüberlappungen im Motorraum mit einem transparenten Wachs versiegelt, damit sie später per Sichtprüfung einfach auf Haltbarkeit und evtl. neu aufkommende Roststellen überprüft werden können.
3. Nicht zugängliche Bereiche wie Hohlräume in Karosserie und Rahmen werden mit einem Mittel mit hoher Kriechwirkung geflutet. Beim Sprinter verwende ich LiquiMoly Seilfett, welches ein ausgezeichnetes Preis-Leistungsverhältnis für Nutzfahrzeuge bietet. Mit einer Sonde und einer Spritzdüse wird das Fett eingebracht. Durch die Lösemittelbasis ist es bei der Verarbeitung zunächst dünnflüssig, lässt sich mit einer Druckbecherpistole hervorragend verteilen und kriecht voran, bis es aus den Öffnungen der Hohlräume heraustropft. Nach Verdunsten der Lösungsmittel bildet es eine standstabile Haut.
4. Bereiche z.B. im hinteren Motorraum, die erkennbar angerostet aber schlecht erreichbar sind, werden ebenfalls wie unter (3) behandelt. Hier setzte ich je nach Schadensbild auch FluidFilm ein, da mich die dauerhaft anhaltende Kriechwirkung beruhigt. Durch die Bewegungen an Rahmen und Karosserie, die z.B. bei Geländefahrten auftreten, kann sich der Rost dort ausbreiten wo nicht mechanisch heranzukommen ist. FluidFilm kann weiter in Spalten und Verrostungen eindringen, sollte aber regelmäßig kontrolliert werden.
Im Zuge der Arbeiten wurden alle angerosteten Verbindungsmittel gegen neue ersetzt, Anbauteile wurden sandgestrahlt, verzinkt und pulverbeschichtet oder lackiert. Die Kotflügel wurden vor der Montage innenseitig auch mit Hohlraumschutz behandelt.
Die Rostsanierung des Vorderwagens war sehr aufwändig, da die gesamte Fahrzeugfront freigelegt werden musste. Es sind meinerseits ca. 80 Stunden angefallen, Materialeinsatz und Fremdleistungen hielten sich aber in Grenzen:
Kleinteile & Verbindungsmittel Mercedes – 52,00 €
Schlossträger & Kleinteile sandstrahlen, verzinken und pulvern lassen – 100,00 €
Kotflügel lackieren lassen – 250,00 €
Summe: 402,00 €
(Schleifmittel, Korrosionsschutzmittel und Lacksystem nicht mit aufgeführt, da ich sie vorrätig hatte)
Bei Fragen zu den neuralgischen Roststellen am Mercedes Sprinter T1N bin ich gerne behilflich.
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Hallo Caplan,
was Du da gemacht hast, sieht alles sehr ordentlich aus, hast Dir viel Mühe gegeben.
Der Sprinter wird es Dir danken!!!
Ich habe mir 2011 einen neuen Sprinter zugelegt, und dass was Du jetzt gemacht hast, habe ich sofort gemacht. Vorne alles so weggebaut wie Du, alles angeschliffen, 2 K Grund, 2mal, 2K Lack auch 2mal.
Den Unterboden mit 3M Unterbodenschutz nachgearbeitet, und dann das Ganze von unten grundiert und lackiert. Die seitlichen Plastikleisten alle entfernt. und darunter erst schleifen, gundieren und 2K Lack. Darauf 3M Unterbodenschutz, den grundiert und 2mal Kunstharzlack mit der Rolle. Als das erledigt war, alle Hohlräume, auch in den Türen mit Wachs geflutet. Ca. 11 Liter sind im Auto verblieben.
Ich hoffe, so lebt die Karre lange, da ich nur von April bis Oktober damit auf der Straße bin.
Gruß von der Ostsee
Peter vom Traumsprinter
Moin Peter! Danke Dir für Deine Nachricht. Wir hatten auch schon mal im Forum miteinander geschrieben. Ist natürlich schlau von Dir, direkt zu Beginn die Kiste ordentlich zu konservieren. Wenn ich irgendwann noch mal ein komplett neues Ausbauprojekt beginne, werde ich ebenso gründlich vorsorgen. Es ist ja nachträglich immer so viel Arbeit – die 80 Stunden sind nicht übertrieben 🙂 Viele Grüße und allzeit gute Fahrt!
Hi
Würdest du auch andere Fahrzeuge “behandeln”?
Mein Sprinter benötigt auch etwas Zuwendung….
Würde mich über eine Antwort sehr freuen
Vielen Dank für Deine Nachricht, ich helfe Dir gerne wenn ich kann. Habe Dir eine Email geschrieben!
Hi Jelto,
nachdem unser Motorsteuergerät total durchgebrannt ist und nun nach Monaten der Alternativsuche endlich wieder erfolgreich instandgesetzt wurde müssen wir leider festellen, dass eine Rostbehandlung unumgänglich ist! – In diesem Zuge bin ich auf deine inforeiche Seite gestoßen und wollte ebenso wie mein “Vorschreiber” anfragen, ob Du auch andere Fahrzeuge “behandelst” ?
Grüße
pat
Hallo Pat, wir sind inzwischen zu Zweit in der Werkstatt und führen regelmäßig Entrostungskuren durch. Da wir den Sprinter T1N mittlerweile gut kennen, wissen wir genau, wo sich der Rost versteckt. Ich habe Dir eine Email geschrieben, Du kannst persönlich Kontakt aufnehmen. Viele Grüße Jelto